Sommer 1914: von Sarajevo bis zur Kriegserklärung
„Kaiser Franz Josef war weder ein Kriegstreiber, noch war der Feldzug gegen Serbien ein Rachefeldzug.“ Dieser Satz in der Einleitung ist die Kernaussage des vorliegenden historischen Sachbuchs. Auf knapp 150 Seiten breitet der Autor sorgfältig recherchiertes Beweismaterial für diese, seine These aus, wonach der greise Monarch noch in den ersten Juliwochen 1914, nach der Ermordung des Thronfolgers Anstrengungen unternahm, den Krieg, den er nicht wollte, zu verhindern. Unter Berufung auf jüngst erschienene Literatur aus dem angloamerikanischen Bereich, vor allem aber auch aus Österreich und Deutschland rückt das Buch die zur Zeit besonders populären Zerrbilder vom starrsinnigen alten Herrn in Schönbrunn zurecht, ist bemüht, dem Langzeitherrscher der Doppelmonarchie historische und menschliche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Aus der Flut von Neuerscheinungen über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren hebt sich der vorliegende Band in besonderer Weise hervor, die in der Persönlichkeit des Autors begründet ist. Der Jurist und Historiker Norbert v. Handel, wohnhaft in Oberösterreich, ist Prokurator des St. Georgs Ritterordens und bekennt sich zu den Werten der „großen tausendjährigen österreichischen und habsburgischen Idee und ihren Werten der Multinationalität und des Christentums“, die ihrerseits Toleranz und soziale Verantwortung mit einschließen.
In der Familienchronik des Autors finden sich die Namen bedeutender Persönlichkeiten wie Erasmus Freiherr von Handel (1860 bis 1928) letzter Statthalter von Oberösterreich und zweimal k. k. Innenminister sowie Theodor von Hornbostel (1898 bis 1972) im Sommer 1914 österreich-ungarischerVizekonsul in Albanien, später Spitzendiplomat in der Ersten Republik und Dachau-Häftling in der Nazizeit. Persönliche Aufzeichnungen seiner Vorfahren über die Ereignisse, die zumAusbruch desWeltkriegs führten und Gespräche, die der Autor mit Nachfahren des Herrscherhauses Habsburg führte, liefern das Material für eine authentische und mit vielen bisher unbekannten Details gespickte Schilderung der dramatischen 33 Tage vom 28. Juni bis zum 1.August 1914, als das Unheil seinen Lauf nahm.
Der Titel „Doppelmord“, verweist nicht, wie man vielleicht glauben möchte, auf eine kriminalistische Spurensuche. Vielmehr zeichnet das Buch auch ein Bild von der in Sarajewo ums Leben gekommenen Gemahlin des Thronfolgers, Gräfin Sophie Chotek, der späteren Herzogin von Hohenberg. Die Anregung, dieses Buch zu schreiben erhielt der Verfasser von deren Urgroßnichte, Freifrau Christa von Tessin, die in Kilchberg bei Tübingen lebt.
Die lockere Erzählweise, die erfrischend spontane Mixtur historischer Fundstücke und Zitate von Zeitzeugen mit pointierten Urteilen über aktuell erschienene historische Abhandlungen machen das Buch auch für Nichthistoriker zu einer spannenden, leicht verdaulichen Lektüre mit hohem Wissensgewinn. Und als Nebeneffekt könnte diese Innenschau von den Mechanismen, die zur Auslöschung der Habsburgermonarchie führten, heutigen Vordenkern der Europäischen Union brauchbare Erkenntnisse für ihren langen Marsch zu einem, von Außeneinflüssen unabhängigen Vielvölkerstaat moderner Prägung liefern, der sein historisches Erbe und seine kulturelleVielfalt bewahrt.
Bibliographische Angaben
Autor: Norbert v. Handel
Titel: Doppelmord
Sommer 1914: Von Sarajewo bis zur Kriegserklärung
ISBN 978-3-200-03634-5
Edition St. Georg
Eigenverlag Dr. Norbert v. Handel
Almegg 13, 4652 Steinerkirchen
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Doppelmord - Norbert v. Handel
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